„Was auf dem Spiel steht“, Gedanken zu Philipp Blom
Externe Veränderungen sind zugleich Chance und Risiko
Philipp Blom behandelt in seinem Buch „Was auf dem Spiel steht“ (dtv, München 2019) aktuelle Veränderungen und Reaktionsmuster. Aus der Fülle an Gedanken werden nachfolgend einige Aspekte ausgewählt, die für Unternehmen, die Chancen durch kluge Veränderungen öffnen wollen, wichtig sind.
Gleich zu Beginn wird auf zwei für das Buch maßgebliche Entwicklungslinien, nämlich Klimawandel und Digitalisierung, fokussiert. Von beiden Entwicklungen gehen Bedrohungen für das mittel-/langfristige Lebensumfeld sowie für Sozial- und Wirtschaftsstrukturen aus; das wird in zahlreichen wissenschaftlichen Studien und aktuellen Beispielen sichtbar. Unterschiedliche und einander widersprechende Expertenmeinungen erzeugen aber vielfach Unsicherheit, die bis hin zu einem Gefühl der Ohnmacht reichen kann. Diese Situation führt häufig zu Passivität bzw. macht die Verteidigung des Status quo zur obersten Handlungsmaxime.
Betroffenheit löst wirtschaftliches Handeln aus
Die davon ausgehenden Gefahren macht Blom am Beispiel der spanisch besetzten Niederlande, während der kleinen Eiszeit im 17. Jhdt., deutlich. Die in den Niederlanden lebenden Menschen waren durch die Klima- und Wetterbedingungen stark betroffen. Sie nahmen dies zum Anlass, um neue Ansätze und Ideen für wirtschaftliche Aktivitäten zu entwickeln. Damit gingen schließlich auch politische und gesellschaftliche Veränderungen einher, die bis in unsere Gegenwart wirksam sind (z.B. Entwicklungen im Handel, der Wissenschaften und der Kunst).
Im Gegensatz dazu bezog Spanien, das damals größte und wohlhabendste Reich Europas, seinen Reichtum vor allem aus seinen Kolonien (z.B. durch Lieferungen von Silber und anderen Edelmetallen). Das überdeckte die auch dort spürbaren Auswirkungen der Klimaänderung (insbesondere Dürren) zumindest teilweise. Gleichzeitig wurde an bestehenden politischen Strukturen festgehalten. Insgesamt führte das im Lauf der Zeit zu galoppierender Inflation, wirtschaftlichem Ruin für Wollmanufakturen und andere Exportgüter sowie zu politischem Niedergang.
Chancen durch kluge Veränderungen eröffnen
Daraus zieht Blom zwei Lehren: (1) Erfolg und Wohlstand schützt nicht vor mittel-/langfristigen Problemen, sondern kann im Gegenteil dazu führen, die Notwendigkeit für Veränderungen zu negieren. (2) Natürliche Ressourcen sind endlich – nachhaltige Sicherung von Erfolg und Wohlstand bedarf eines sorgsamen Umgangs mit ihnen.
Auf die zahlreichen weiteren Argumente und Positionen, die Philipp Blom in seinem Buch vertritt, kann hier nicht eingegangen werden. Fest steht allerdings folgendes:
- Wir sind mitten in einer umfassenden Transformation.
- Wir gestalten diese konstruktiv oder leiden unter ihren Folgen.
- Gestalten setzt sinnerfüllte Zielorientierung und Engagement voraus.
Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen
Entscheidungsträger in Unternehmen, die aktuell stattfindende Veränderungen konstruktiv gestalten bzw. Chancen durch kluge Veränderungen entwickeln und realisieren wollen, nehmen Nachhaltigkeit ernst. Sie binden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch Stakeholder ein, um Denk- und Verhaltensmuster auf ihre Zukunftsfähigkeit zu hinterfragen. Dafür bedarf es der Erfahrungen und der Kreativität vieler. Die dabei eingeschlagene Vorgangsweise ist aufgrund der Besonderheiten jedes Unternehmens individuell zu entwickeln.
Veränderung ist stets Aufbruch ins Ungewisse und braucht Hoffnung. Der Mut die Zukunft gemeinsam zu kartographieren und die entwickelten Wege risikoadäquat zu beschreiten wird mit nachhaltigem wirtschaftlichem Erfolg und einer anhaltend lebenswerten Welt belohnt.